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Ein Welpe zieht zu drei erwachsenen Hunden


Anton Fichtlmeier hilft Hundeführern

Ein Hundeführer - nennen wir ihn Alois Huber - stellt folgende Frage zum Thema: „Ein Welpe zieht ein“.

 

Wir bekommen nächste Woche eine 8 Wochen alte Labradorhündin. Zu unserer Familie gehören außer meinem Mann und meiner Tochter noch drei Hunde, ein 12 Jahre alter kastrierter Golden Retriever Rüde, eine sechsjährige kastrierte Mischlingshündin und eine dreijährige kastrierte Parson Russel Hündin. Und genau um diese Terrierhündin geht es. Sie ist mittlerweile in unserer Hundegruppe sehr friedlich, sie mag jedoch keinen Kontakt zu fremden Hunden. Sie greift diese zwar nicht an, oder zeigt Beschädigungsbeißen, aber sie ist sehr heftig im Abbruch, wenn ihr ein Hund zu nahekommt. Sie macht auch leider keinen Unterschied zwischen einem erwachsenen Hund und einem Welpen.

 

Alois Hubers Frage dazu:
Wie gestalte ich am besten die Zusammenführung am ersten Tag und wie verhalte ich mich in den nächsten Wochen, dass es möglichst schnell wieder reibungslos in der Hundegruppe funktioniert?

 

Anton Fichtlmeier:

Ist eine Hundegruppe gut aufeinander eingespielt, verläuft der Alltag harmonisch, Regeln für ein soziales Miteinander sind vorhanden und werden eingehalten. Aber es ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, einen weiteren Hund zu integrieren. Die komplette Struktur der Gruppe verändert sich, denn jeder Hund will seine Privilegien und seine Position in der bestehenden Gruppe behalten. 

Ein gut sozialisierter erwachsener Hund wird meist nachsichtig und differenziert gegenüber einem Welpen sein. Er stellt jedoch den Anspruch, mit Respekt behandelt zu werden. Nähert sich ein Welpe sehr stürmisch und unbesonnen, riskiert dieser eine strenge Maßregelung des erwachsenen Hundes. So ein Verweis kann durchaus laut und gefährlich klingen, kleine Kratzer sind in einer solchen Situation absolut tolerierbar. Auf diese Weise lernt der Welpe schnell seine Grenzen beim jeweiligen Gegenüber kennen.

 

Wie kann die erste Zusammenführung aussehen:

Der erste Kontakt mit den drei Hunden ist ein vorsichtiges Beschnuppern-Lassen des Welpen.  Am Besten geschieht das in einem neutralen Gelände, also nicht im eigenen Garten, Haus oder Wohnung. Überlassen Sie den Welpen dabei nicht der Willkür der erwachsenen Hunde (eingespielte Gruppendynamik), sondern greifen Sie behutsam aber beschützend ein, sollten diese ihn zu sehr bedrängen. Erst danach gehen Sie mit allen Hunden gemeinsam ins heimische Umfeld.

 

So geht es weiter:

Lassen Sie den Welpen anfangs nicht unbeaufsichtigt bei der Gruppe. Gut wäre eine Hundebox, die der Kleinen als sichere Höhle und Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung steht und Ihnen die Sicherheit gibt, dass ihr nichts passiert, wenn Sie alle Hunde mal kurz allein lassen müssen. Diese sichere Höhle mit einer weichen Decke und evtl. einem Kauknochen machen dem Welpen den Aufenthalt im Kennel angenehm.

 

Das weitere Vorgehen:

Vermeiden Sie die ersten Tage unkontrollierte Situationen. Der Welpe steht erst einmal unter Ihrem Schutz, vergleichbar mit der Mutterhündin, die auf ihre Welpen aufpasst.

Wichtig zu beachten ist:

Die erwachsenen Hunde dürfen nicht in ihren Privilegien (Aufmerksamkeit, Liegeplätze, Streicheleinheiten, Futterplatz etc.) beschnitten werden. Fehlverhalten des Welpen muss zwar von Ihnen korrigiert werden, aber auch die erwachsenen Hunde dürfen und müssen korrigieren, jedoch immer differenziert und pro-sozial (kein Mobbing).

 

Große Fehler, die Sie begehen können, sind:

Das Wegsperren eines oder aller erwachsenen Hunde und das zu große Beschützen des Welpen. Genau das Gegenteil sollte der Fall sein: die erwachsenen Hunde behalten alle Privilegien, im Gegenteil, eher noch etwas mehr als zuvor. Sie werden bevorzugt bei den Streicheleinheiten, Fressen, Leckerchen, der Welpe wird immer etwas zurückgesetzt. Er muss sich die Streicheleinheiten, das Kontaktaufnehmen, Kontaktliegen, die Privilegien usw. erst verdienen. Reglementiert einer der erwachsenen Hunde den Welpen weil er sich vordrängt, zu frech oder aufdringlich ist, dann darf er das! Da kann schon das eine oder andere Löchlein entstehen, wenn es gerechtfertigt ist. Es gibt Situationen, da lobt man den erwachsenen Hund sogar für sein Reglementieren! Sie werden sehen, dass die erwachsenen Hunde das bald verstanden haben und dass sie sich zurücklehnen können.

 

 

 

 

Für die Eingliederung eines Welpen in eine bestehende Hundegruppe bewegt man sich in einer sehr sensiblen Zeit. Vertrauen Sie auch nicht sofort darauf, dass alles reibungslos verläuft, nur weil es für ein paar Stunden oder Tage funktioniert hat. Mit dem Zahnwechsel, sowie mit dem Beginn der Pubertät, findet noch einmal eine Neuformierung der Gruppe statt. Ich wünsche viel Erfolg für eine harmonische Hundegruppe.

 

Mit freundlicher Genehmigung der „Wild und Hund“

 

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