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Kupieren von Jagdhunden noch Zeitgemäß?


Ein unkupierter Deutsch Drahthaar mit Papieren bei einer Pfostenschau in Österreich

Themen, über die diskutiert werden darf

 

Der VBJ findet das immer noch praktizierte Kupieren der Rute bei Jagdhundrassen nicht mehr zeitgemäß.

 

Die Hundehaltung generell hat sich geändert. Der Tierschutzgedanke rückt immer mehr in den Vordergrund. So ist das Kupieren in den meisten Nachbarländern seit Jahren verboten und auch in Deutschland zeichnet sich ein deutlicher Trend zum unkupierten Hund im jagdlichen Einsatz ab.

 

Pfostenschau 2019 in Österreich - Deutsch Drahthaar mit Papieren

Der moderne Jäger greift heute viel öfter auf Rassen zurück, die nicht kupiert werden oder auf Rassen, wie z.B. Vizsla und Weimaraner, die mittlerweile vermehrt unkupiert angeboten werden. Dadurch entstehen bei Rassen mit restriktivem Kupiergebot mittlerweile bereits Absatzschwierigkeiten. Leider landen aus diesem Grund sogar kupierte Welpen in Nichtjägerhand.

 

Die in Deutschland von Jägern geführten Jagdhunde sind überwiegend Familienhunde und ihre Einsatzgebiete bergen so gut wie keine Gefahr für Rutenverletzungen bei der Ausübung der Jagd. Nimmt man als Beispiel Österreich, wo schon seit vielen Jahren ein generelles Kupierverbot herrscht, sind uns keine relevanten Daten bekannt, dass unkupierte Jagdhunderassen, die früher kupiert wurden, plötzlich vermehrt Rutenverletzungen zeigen würden.

 

Wenn es tatsächlich so wäre, dass bei Rassen, bei denen in Deutschland ein Kupiergebot besteht, tatsächlich vermehrt Rutenverletzungen auftreten wenn sie unkupiert bleiben, sollte man sowohl die Zucht in Frage stellen als auch das Einsatzgebiet dieser Hunde überdenken. Es gibt für jedes Einsatzgebiet genügend Jagdhunderassen mit entsprechender Leistungsfähigkeit auf die man ausweichen kann.

 

Kupierte Rute: ja oder nein?

Bei Wirbeltieren wie dem Hund ist die Rute (der Schwanz) das mit Muskeln, Sehnen, Haut und Fell bekleidete hintere Ende der Wirbelsäule. Mit dem Kupieren der Rute nimmt man dem Hund – nach unserer Erfahrung – ein wichtiges innerartliches Verständigungsmittel.

 

Die Argumente, die aus Jägerkreisen für das Kupieren ins Feld geführt werden, z.B. dass bei unkupierter Rute im Jagdbetrieb eine große Verletzungsgefahr bestehe, können wir durch eigene, vergleichende Studien entkräften. Zum Glück finden sich unter Jagdhundezüchtern immer mehr, die das Kupieren ihrer Würfe eingestellt haben.

 

Magyar Vizsla, Kurzhaarfoxterrier und Weimaraner - unkupiert und im jagdlichen Einsatz - ohne Verletzung der Rute

 

ZITAT von Dr. Werner Petrie - Vom Unsinn des Kupierens

Nachfolgend Argumente, die allesamt gegen ein Kupieren der Rute sprechen, als Zitat von Dr. Werner Petri (Weimaraner heute), dem langjährigen Vorstand des Weimaraner Klubs:

  • Die unverstümmelte Rute ist ein wichtiges Kommunikationsmittel bei der Körpersprache des Hundes, das von Artgenossen schon auf weite Entfernung wahrgenommen werden kann (Rutenhaltung, Frequenz der Rutenbewegung usw.
  • Nur mit der vollständigen Rute ist der Hund in der Lage, Geruchspartikel der Duftdrüsen und damit Botschaften an andere Hunde zu „verwedeln“.
  • In diesem Zusammenhang sind auch die als Duftdrüsen fungierenden Analdrüsen beiderseits des Waidlochs zu nennen. Nur die unkupierte Rute gewährleistet durch ständiges Training der den After umgebenden Muskulatur, dass diese Drüsen regelmäßig entleert werden.
  • Die unkupierte Rute hat eine wichtige Steuerungs- und Balancefunktion. Besonders gut kann man das beim Sprung, bei schnellen Wendungen im Feld, aber auch im Wasser beobachten. Jeder Jäger kennt das auch besonders gut von Beobachtungen beim Fuchs.
  • Die vollständige Rute hat eine Schutzfunktion: Sie schützt Schnalle (äußerer weiblicher Geschlechtsteil) und Geschröt (Hoden).
  • Nur die unkupierte Rute wird in allen Lebenslagen unbeschwert getragen. Kupierte Hunde zeigen oft Abwehrreaktionen beim Berühren der Rute. Ich habe dies oft beobachtet, wenn meine Kinder die kupierten Ruten der eigenen Hunde berührten. Wahrscheinlich fühlen auch Hunde einen Phantomschmerz. Oft bleiben auch nach dem Kupieren nicht nur unschöne, sondern auch druckempfindliche Narben zurück, Vielleicht ist dies auch mit ein Grund dafür, dass sich viele Hunde beim Apportieren vor dem Ausgeben nur ungern setzen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch die bessere Lesbarkeit des unkupierten Hundes. Gerade die Schwanzspitze zeigt viel differenzierter seinen Erregungszustand, z.B. wenn er bei der Nachsuche auf Wittrung von Wild, das sich im Wundbett in der Dickung niedergetan hat, reagiert.

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Bob (Montag, 07 März 2022 12:54)

    Danke für diese Ausführungen. Sehr klare Argumente. Wissenschaftliche Studien wären noch zur Überzeugung verbleibenderer Kupierungsbefürworter sinnvoll anzuführen, falls es sie bereits gibt.

  • #2

    Maren pospiech (Sonntag, 08 Januar 2023 08:43)

    Nun ist mir einiges klar,jetzt weiß ich,warum mein deutscher Kurzhaar,den ich mit 8 Jahren aus dem Tierheim holte jetzt genau 9 Monate bei mir ist,so reagiert,wenn seine Leine auf seine kopierte Rute,aus Versehen landet.

    Auch seine Vorgeschichte die Hàlfte seines Lebens war katastrophal,jetzt noch hat er seine Traumas bei Dunkelheit,fūhlt sich eingeengt,wirkt noch immer unsicher ,und zeigt es mir mit Knurren und energisches
    Bellen.
    Im Tierheim sind 2 Vermittlungen fehlgeschlagen,Maulkorbtraining fehlgeschlagen.
    Wie ich ihn vor 9 Monate ūbernahm .
    Gerade an der kopierten Rute erkennt man nichts,mmir ist aufgefallen,die Kòrpersprache ist wirklich schwieriger zu erkennen,ob er Angst hat oder bòse ist,ich høre es nur an sein Knurren,sein fixierter Blick ,seine Beinstellung,und trotzdem eine Piloerektion schwer zu Erkennen.
    Ich suche ein Buch ūber einen deutschen Kurzhaar mi
    T kopierter Rute oder einen Verein in meinen Wohnort,der sich mit genau solchen Hunden auskennt,.

  • #3

    Uhrig (Dienstag, 04 April 2023 08:59)

    Also selten so was oberflächlichiges gelesen. Es gibt Rassen die sich nicht an Schwarzdorn verletzen???.

    Einfach zu schreiben man sollte die Rasse in Frage stellen welch absurde Vorstellung.

    Es gibt eine Rasse die wird ohne Rute geboren und hat all diese oben beschriebene Probleme nicht. Am besten die Rasse verbieten passt nicht in die Argumentation.

    Bevor ihr euch um so etwas kümmert schaut lieber das die Tierquälerei in Deutschland aufhört in den Herrchen bzw. Frauchen die armen Hunde völlig übergewichtig und mit sehr wenig auslauf leiden lassen

  • #4

    Klaus Heide (Dienstag, 11 Juli 2023 19:12)

    Wer genau Werner Petri ist und warum dies wichtig zur Untermauerung der Argumente ist, mag im Raum stehen bleiben.

    Inhaltlich sind alle Argumente zu widerlegen durch die blanke Darstellung, dass eben nicht die ganze Rute, sondern höchstens die Hälfte oder 1/3 gekürzt wird. Dadurch ist Kommunikation und Verwedeln von Duftstoffen möglich und auch Schnalle und Geschröt sind geschützt.
    Das Argument Phantomschmerz oder Schmerzen beim Setzen ist auf nicht fachgerechtes Kupieren zurückzuführen, wie auch der Kommentar von Maren Pospiech zu dem Tierschutzhund suggerieren. Solche Hunde werden auch bei einem Verbot in D noch kupiert werden.
    Wer unkupierte Hunde auf Jagden im Wald-, Schilfgebiet oder in dornigen Flächen führt, sollte im Falle einer Verletzung wegen vorsätzlicher Tierquälerei angezeigt werden.
    Die Ausführungen oben können nur von erfahrungsarmen Gelegenheitsjägern getroffen werden.

  • #5

    Kirsten Tönnies (Mittwoch, 04 Oktober 2023 21:27)

    Und die Ausführungen von Herrn Heide sind medizinischer Nonsens. Dazu könnte man seine Drohung "Solche Hunde werden auch bei einem Verbot in D noch kupiert werden." durchaus als angekündigten Rechtsbruch verstehen; sollte man Sie also zukünftig im Auge behalten?
    VG